Sakrale Projekte | Katholisch
Malteserkapelle, Bad Sobernheim



Pfarrheim und ehemalige Kapelle nach der Renovierung. Der südliche Eingang vor dem neuen Zugang ist noch nicht ausgeführt, er wird zusammen mit dem Gebäudevorplatz ausgeführt.
Dieser soll in den nächsten Jahren großzügig umgestaltet werden.
Im Hintergrund der Turm der kath. Pfarrkirche von 1899.









Renovierung der Malteserkapelle

Bei der spätgotischen Johanniterkapelle (Malteserkapelle) mit Hochchor und niedrigerem Langhaus, erbaut 1460-65, handelt es sich um ein Gebäude von baukünstlerisch hohem Rang, insbesondere wegen ihrer Steinmetz- und bildhauerischen Arbeiten am Westgiebel, den Bauplastiken im Chorgewölbe und den mittelalterlichen Wandmalereien im Langhaus.
Der Chorraum hat im Inneren ein Sterngewölbe mit hochprofilierten Rippen auf Diensten. Das Langhaus ist mit einer Spitztonne überspannt.
Geschichtlich ist das Bauwerk als Hospiz und Johanniterkapelle, nicht zuletzt wegen seiner Stellung im Innenstadtbild, von herausragender Bedeutung.

Durch die Benutzung und Verwendung als Pfarrheim seit ca. 100 Jahren wird das mittelalterliche Kirchengebäude den sozialen und kulturellen Ansprüchen der Gemeinde gerecht. Nach dem Bau der großen Pfarrkirche "St. Matthäus" in unmittelbarer Nähe im Jahre 1898 wurde die Malteserkapelle profan genutzt. In den 20iger und 50iger Jahren umgebaut und renoviert, war das Pfarrheim Ende der 80iger Jahre stark renovierungsbedürftig. Ein langer Planungsweg seit 1992 in Absprache mit der bischöflichen Behörde und den öffentlichen Genehmigungsinstanzen war notwendig, um zu einem guten Ergebnis zu gelangen.
Die Baumaßnahme wurde ab November 1998 mit dem Entkernen des Chorraumes und Langhauses in Angriff genommen und einer anschließenden Generalsanierung außen fortgeführt. Das gesamte Bauwerk war außen und innen stark beschädigt. Die Dacheindeckung musste komplett erneuert werden. Viele Natursteinschäden an Fenster und Gesimsen wurden saniert, der komplette Außenputz und Anstrich erneuert. Trockenlegungsmaßnahmen der Außenwände waren genauso erforderlich wie eine komplett neue Be- und Entwässerung des Bauwerkes.

Ein großer Versammlungsraum im ehem. Langschiff war durch eine abgehängte Rabitzdecke aus Schilfrohr in der Höhe stark reduziert. Der gotischen Chorraum war durch den Einbau einer Stahlbetondecke in den 20 er Jahren in zwei Hälften geteilt, oben als kleiner Gemeindesaal für Sitzungen und Kirchenchorprobe, unten als Theaterbühne. Sowohl dieser kleine Saal als auch der große Saal im Erdgeschoss wurden für Familienfeiern oder Gemeindefeste in Anspruch genommen. Der unteren Teil des Chorraumes war eine Bühne auf einem Zwischenpodest sowie die Hinterbühne, durch Vorhänge abgetrennt. Sanitäre Anlagen im ehemaligen Chorraum ließen ebenso zu wünschen übrig wie die Elektroinstallation und die Heizungsanlage. Alle Einrichtungen diesbezüglich stammten aus der Zeit vor oder kurz nach dem 2. Weltkrieg. Der Fußboden im großen Saal bestand aus mehreren Lagen Holzdielenbrettern, bis 50 cm über einem historischen Sandsteinbelag.

Nach Entfernen aller Einbauten zeigte sich die ehemalige Johanniterkapelle in ihrer ursprünglichen Größe und Schönheit. Die Renovierung der historischen Innenhülle sowie die Neueinbauten für die heutige Nutzung wurden in einem zweiten Bauabschnitt ab dem Jahr 2000 ausgeführt.

Der 1. Bauabschnitt umfasste neben der kompletten Entkernung der Innenräume für das Jahr 1999 die Erneuerung der Dacheindeckung mit Klempner- und Blitzschutzarbeiten sowie alle notwendigen Arbeiten an der Außenhülle.

Hierzu gehörten die Instandsetzungsmaßnahmen an den stark beschädigten Sandsteinteilen der Fenster und Strebepfeiler des Chorraumes und der Westfassade. Nach Entfernung der spärlichen Putzreste wurden die Bruchsteinwände mit einem Kalkputz neu verputzt und mit einem Schlämmputz überzogen. Dieser wurde wegen unterschiedlicher Farbgebung mit einem Mineralanstrich überstrichen. Da trotz intensiver Untersuchungen durch einen erfahrenen Restaurator keine farbliche Restspuren außenseitig gefunden wurden, wurde das äußere Erscheinungsbild auch nicht historisierend gestrichen. Im Einvernehmen mit der bischöflichen Behörde in Trier einigten sich die Kirchengemeinde und die fachlich Beteiligten auf einen Ockerfarbton Dieser Farbton entspricht in etwa dem der Sandsteinquader an Malteserkapelle und Pfarrkirche, dadurch ist der gesamte Baukörper im Stadtbild eher zurückhaltend als farblich dominant.

Im Zuge der Innenrenovierung wurde zunächst der gesamte Fußboden ausgegraben und erneuert, unter Wiederverwendung des historischen Sandsteinbelages. Bis dahin nicht bekannte Grabplatten im Bodenbelag wurden gesichert und im Chorraumboden neu eingebettet. Weiterer Schritt war die Instandsetzung der Innenwände und der Saaldecke. Die alte Spitztonnendecke wurde freigelegt, das Gebälk umfangreich saniert und anschließend unter der Spitztonne eine Spalierlattung und Lehmputz angebracht.
Die Langhauswände waren dick mit Gipsputz überzogen. Darunter befand sich nach Freilegungsarbeiten teilweise noch die mittelalterliche Putzschicht mit originaler Farb- und Malfassung. In der Bauphase 1956 war allerdings diese Putz- und Malschicht durch aufhacken stark beschädigt worden. Ein Grossteil der ganzflächigen Ausmalung konnte daher nicht wiederhergestellt werden. Das Landesamt für Denkmalpflege Mainz und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn haben durch großzügige finanzielle Unterstützung dazu beigetragen, dass wenigstens ein Teil der Originalausmalung gesichert und freigelegt werden konnte, übrigens trägt dazu auch und immer wieder der Bauverein Malteserkapelle bei.
An den restlichen Wandflächen wurden die historischen Putze gefestigt und die Ausmalfragmente gesichert. Eine Kalkputzschicht verbirgt nun große Teile dieser Flächen. Im kommenden Winter werden die freibleibenden Malereien vom Restaurator weiter bearbeitet.

Nach dem Instandsetzen der Spitztonnendecke wurde die künftige Nutzung für den Innenraum umgesetzt, d.h. Renovierung des Chorraumes und Langhauses als Gemeindesaal, sowie Einbau eines "Haus im Haus" im Bereich der früheren Empore.
Im Erdgeschoss sind in diesem neuen Haus die notwendigen Sanitärräume geschaffen, zudem Garderobe und eine Teeküchennische. Die Empore hat einen weiteren kleinen Sitzungsraum mit zweiseitigem Galerieumgang, von dem aus die freigelegten und restaurierten mittelalterlichen Malereien zu sehen sind. Der kleine Sitzungsraum ist auf der Vorder- und Rückseite ganz verglast und der Boden mit Teppich belegt, sowie Einbau eines "Haus im Haus" im Bereich der früheren Empore. Diese Idee stammte von meinen beiden Mitarbeiterinnen, Architektin Anja Ank und Dipl.-Designerin Simone Götz.
Auf diese Ebene gelangt man über eine seitlich angebrachte Stahl-Holztreppe oder eine kleine Spindeltreppe, die als zusätzlicher Rettungsweg dient.
Der Fußboden des Gemeindesaales im Chorraum und Langhaus erhält ein Massivholzparkett, in den Wandnischen des Neuteiles werden die Garderobenschränke eingebaut.

In der ehemaligen Sakristei wurde nach der Wand- und Gewölbesanierung die Hauptküche installiert. Eine zusätzliche Erschließung wurde von der Malteserstraße über einen kleinen Innenhof geschaffen. Die Küche ist unterkellert für Getränkelager. Über dem Küchengewölbe befindet sich noch ein kleiner Raum für die Jugend, erschlossen über eine historische Wendeltreppe aus Sandstein.

In einem weiteren Bauabschnitt soll die Beleuchtung vervollständigt werden und die fehlende Neubestuhlung mit Tischen angeschafft werden. Der Anbau eines Windfanges an der Südfassade wird zusammen mit der gesamten Vorplatzgestaltung zu einem späteren Zeitpunkt ausgeführt.

Seit Juni 2003 wird das Pfarrheim nun wieder von der Gemeinde als "Haus der Begegnung" benutzt, auch wenn aus finanziellen Gründen derzeit noch einige Restarbeiten ausstehen.




Pfarrheim und ehemalige Kapelle außen vor der Renovierung